Fachstelle für Prävention und Beratung bei Pädophilie und sexuellem Kindesmissbrauch

Entstehung und Ursachen

von Pädophilie

Warum entwickeln einige Menschen pädosexuelle Neigungen? Wie entsteht eine Pädophilie?

Pädophilie hat nicht die eine Ursache. Sie entsteht höchstwahrscheinlich erst durch eine Kombination und das Zusammenwirken verschiedener Aspekte [1]. Dazu gehören soziale Erfahrungen, Veränderungen oder Verletzungen des Gehirns, psychologische Faktoren und ein möglicher Einfluss der Gene.

Herausforderungen

Ursachen und Entstehung von Pädophilie zu erforschen, ist äusserst schwierig. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Pädophilie ein tabuisiertes, stigmatisiertes Thema ist. Forschende haben kaum die Möglichkeit, für ihre Studien Personen zu finden, die repräsentativ für pädophile Menschen sind. Die meisten Studien konzentrieren sich zwangsläufig auf Menschen mit pädophilen Neigungen, die Straftaten begangen haben. Zu Menschen mit Pädophilie, die keine Straftaten begangen haben, haben sie kaum Zugang. Menschen mit Pädophilie, welche keine Straftaten begangen haben, sind somit in der Forschung stark unterrepräsentiert und es bleibt deshalb unklar, ob die Ergebnisse auch auf sie zutreffen [2].

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Wichtige Faktoren

Bisherige Studienergebnisse diskutieren verschiedene Faktoren, welche bei der Entstehung von Pädophilie von Bedeutung sein könnten. Sehr wahrscheinlich ist keiner dieser Faktoren allein die Ursache dafür, dass eine Person pädophil ist. Vielmehr müssen wir davon ausgehen, dass die folgenden Faktoren zusammenwirken und erst dadurch eine Pädophilie entstehen kann:

  • Genetische Veranlagung: Es gibt Hinweise, dass Pädophilie durch die Gene weitergegeben und somit vererbt werden kann. Der Einfluss der Gene wird aber allgemein als sehr gering eingeschätzt und ist viel tiefer als bei anderen psychischen Störungen, wie zum Beispiel Schizophrenie oder bipolaren Störungen [3].
  • Unterschiede im Gehirn: Viele Studien konnten Hinweise dafür finden, dass bei Menschen mit einer pädophilen Neigung Unterschiede im Gehirn im Vergleich zu anderen vorliegen [4]. Es bleibt aber unklar, ob diese Unterschiede die Ursache von Pädophilie sind oder eine Begleiterscheinung. Dieser Bereich wird weiterhin intensiv erforscht. Zudem deuten neuere Studien darauf hin, dass nicht unbedingt Unterschiede im Gehirn zwischen pädophilen und nicht-pädophilen Personen vorliegen. Falls sich diese Theorie bewahrheitet, liegen vielmehr Unterschiede im Gehirn zwischen straffälligen Pädophilen und nicht straffälligen Pädophilen vor [5].
  • Gehirnveränderungen durch Krankheiten oder Verletzungen: Gewisse Erkrankungen (z.B. Tumore, Multiple Sklerose oder Demenz) oder Gehirnverletzungen [6] können die Art, wie das Gehirn funktioniert, so verändern, dass eine pädophile Neigung entstehen kann.
  • Psychologische und soziale Einflüsse [7]: Für die Entstehung von Pädophilie scheinen auch verschiedene psychologische und soziale Faktoren mitverantwortlich zu sein. Darunter fällt soziales Lernen, bei dem durch Beobachtung sexuelles Interesse an Kindern «gelernt» wird. Wenn eine Person zum Beispiel immer wieder Beiträge aus sogenannten «Pädophilen-Foren» liest, übernimmt sie möglicherweise die falsche Vorstellung, dass sexuelle Handlungen mit Kindern zur Normalität gehören. Bei einem anderen Lernprozess, der Konditionierung, werden bestimmte Reize (z.B. Missbrauchsdarstellungen) mit bestimmten Reaktionen (z.B. sexuelle Erregung durch Masturbation) verbunden. Mit der Zeit entsteht im Gehirn eine Verbindung zwischen Reiz und Reaktion – es reicht dann zum Beispiel schon der Anblick eines Kindes aus, um sexuelle Erregung auszulösen. Ebenso können Schwierigkeiten, die eigenen Gefühle zu erkennen und/oder zu regulieren mit der Entstehung einer Pädophilie zusammenhängen. Wichtig zu betonen ist, dass diese Faktoren nicht exklusiv für Pädophilie sind, sondern auch bei vielen anderen psychischen Störungen auftreten oder ursächlich sein können.
  • Eigene sexuelle Missbrauchserfahrungen: Eigene Missbrauchserfahrungen in der Kindheit erhöhen das Risiko, selbst pädophile Neigungen zu entwickeln und pädosexuelle Delikte zu begehen. Aber: Die allermeisten Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch werden nie pädophil und begehen keine pädosexuellen Straftaten [8].
   
Pädophilie und pädosexuelle Straftaten

Nicht alle Personen, mit einer pädophilen Neigung begehen sexuellen Missbrauch an Kindern [9]. Und nur etwa die Hälfte der Fälle von Kindesmissbrauch wird durch Menschen mit Pädophilie begangen. Es gibt also neben der Pädophilie noch andere Gründe, warum Menschen Missbrauchsdarstellungen (sog. Kinderpornografie) konsumieren oder Kindern gegenüber physische sexuelle Gewalt anwenden. Zu diesen gehören unter anderem Personen, die an einem schlechten Selbstbild leiden, sozial isoliert sind und denen es nicht gelingt, sexuelle Beziehungen zu anderen Erwachsenen einzugehen. Auch andere psychische Störungen, zum Beispiel Störungen in der Impulskontrolle, spielen hier oft eine Rolle.

Quellen:
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